Камчатка

Wtf ist Kamtschatka? Waaaas in Russland, was wollt ihr denn daaa? Ihr seid ja verrückt… Ungefähr so liefen die Gespräche ab, wenn ich versucht habe jemandem zu erklären, warum ich fünfeinhalb Wochen weg bin.Aber ja, im September 2018 ging es zusammen mit sechs Gefährten nach Kamtschatka. Nach zwei Jahren Vorplanung waren wir auf der vulkanischen Halbinsel in Ostsibirien 14 Tage am Stück alleine und komplett selbstversorgt und selbstorganisiert in der Wildnis unterwegs, nur begleitet von wilden Tieren, Regen, Schnee und Wind. Dabei konnten wir mehrere Vulkane, unter anderem den höchsten aktiven Vulkan der Nordhalbkugel, Kljutschewskaja Sopka  ~4800m, erfolgreich besteigen. 

Routenverlauf

  1. Tag: Anreise mit dem öffentlichen Bus von Petropawlowsk nach Kosyrewsk, erste Nacht im Zelt außerhalb des Dorfes. Von Moskitos zerstochen. Rucksackgewicht ca. 34kg.
  2. Tag: Russischer Zivilist bringt uns am Vormittag mit seinem Off-Road Militärtruck von 1970 zur vulkanologischen Basisstation am Fuße des Tolbachik Vulkans. Einzige Wasserstelle weit und breit… Am Nachmittag gehts weiter zum “Dead Forest”.
  3. Tag: “Dead Forest” Erkundung und anschließender Anstieg zurück zum Basislager des Tolbachik. Wasser auffüllen!
  4. Tag: Aufstieg zum Kraterrand des Tolbachik (~2900m). Zelt beim Aufbau aufgrund von Orkanböen fast verloren. Schneeschmelzen!
  5. Tag: Umrundung des Kraters und Aufstieg zum Gipfel des Ostry Tolbachik (~3700m), dann Abstieg nach Norden bei sehr schlechter Sicht in steilem Eishang.
  6. Tag: Suche nach Wasser und geeignetem Zeltplatz für Ruhetag im Tal zwischen Tolbachik und Kamen. Erste Bärenbegegnung.
  7. Tag: Ruhetag bei bestem Wetter! Waschen und zweite Bärenbegegnung.
  8. Tag: Aufbruch in Richtung Kljutschewskaja Sopka bei strömendem Regen. Begegnung mit einem jungen Fuchs, grandios! Einbruch in Treibsand, Schuhe nass. Nur langsames Vorrankommen möglich, da Weg schwer zu finden bei schlechter Sicht. Ungemütlicher Zeltplatz ca 800hm unter Gletscherplateau. Daunen-Schlafsack komplett nass.
  9. Tag: Aus Regen wird Schnee. Bei heftigem Schneesturm und extrem schlechter Sicht Aufstieg auf Gletscherplateau, fast verirrt, Thomas fast verloren, 3 Leute erleiden leichte Erfrierungen, da Wasser in nassen Schuhen vom Vortag gefriert. Hüfthoher Tiefschnee macht Vorankommen extrem schwer. Ungeplanter Zeltplatz im Windschatten einer zerfallenen Holzhütte. Schlafsack immer noch extrem nass.
  10. Tag: Ruhetag.. Regenerieren und Füße wärmen. Schlafsack trocknen.
  11. Tag: Aufstieg bei gutem Wetter zum 3300m hohen Sattel zwischen Kamen und Kljutschewskaja. Tiefschnee im Steilhang spuren. Holzhütte freigeschaufelt und Zelt eingegraben. Besprechung und Vorbereitung für Gipfelsturm auf Kljutschewskaja. Große Unsicherheiten in der Wetterlage.
  12. Tag: Gipfelsturm! Philip, Markus und ich starten um 3:30Uhr am Highcamp nach 1,5h Vorbereitung und Frühstücken bei ca. minus 15°C und sternenklarem Himmel unseren Versuch. Der Rest der Truppe bleibt im Zelt. Route im Dunkeln schwer zu finden, Aufstieg über vereisten Steilhang bestehend aus extrem viel lockerem Geröll. Kurz vor Sonnenaufgang extrem kalt, überlege umzukehren wegen Erfrierung am Zeh… doch als die Sonne herauskommt auf ca. 4200m wird es wärmer und der Anblick lässt einem die Kinnlade herunter! 9:00Uhr am Kraterrand auf ~4800m … warmer Wasserdampf mit leichtem Schwefel-Geruch steigt aus dem Krater und rieselt stetig Schneeflocken auf uns. Die Sicht ist schlecht, meistens. Doch der Wind bläßt uns kurz einen Blick in der Krater frei. Schwindel macht das Stehen im Steilhang spannend. Nach kurzer Pause, Abstieg. Wetter bleibt konstant gut, Wolkendecke hängt im Highcamp, wir befinden uns darüber. Es wird sehr warm und Wind verflacht. Erschöpfung macht sich breit, wir pausieren noch einmal ca 30min mitten im Hang und fliegen die Drohne. Weiterer Abstieg und Ankunft am Highcamp um 12:30Uhr. Schnee schmelzen, viel trinken und ausruhen… Wir haben es tatsächlich geschafft!
  13. Tag: Abstieg vom Highcamp unter die Schneegrenze. Die Luft wird wieder dicker!
  14. Tag: Kljutschi in der Ferne zu sehen… Wetter wechselnd aber meist angenehm.. Abstieg in das Militär-Dorf, wir sehen mehrere Bären und überall Tierspuren. Wir durchqueren militärisches Gebiet und werden von Soldaten angehalten. Müssen mit auf Polizei-Wache kommen. Da ich der Organisator bin, darf ich in das Büro des Polizeichefs mitkommen. Die Anderen warten in einem leicht zerfallenen Polizeiraum. Nach 3-4h Verhandlung dürfen wir dank der richtigen Permits und der Unterstützung von Lucy von Volcanoes Land weiterziehen und werden in einem Truppentransporter in eine Unterkunft gefahren. Anschließend gibts die erste Dusche und wir entdecken einen kleinen Supermarkt… Die Freude ist groß!

Wer die ganze Story wissen will, kann hier mal in mein Videotagbuch zur Tour schauen 🙂 Meine Anreise nach Kamtschatka alleine quer durch Russland gibts hier zu sehen. Die Erkundung der vulkanischen Halbinsel nach unserer Wildnis-Expedition kann hier bestaunt werden. An dieser Stelle muss ich unbedingt ein riesiges Dankeschön an Deuter und Wechsel richten. Ohne die grandiose Ausrüstung wäre eine solche extreme Tour nicht möglich gewesen. Auch Vera von Diamir hat uns sehr geholfen und einen lokalen Kontakt für Permits vermittelt. Und nur so hatten wir das Glück Lucy von Volcanoes Land kennen zu lernen. Ohne sie wären wir vermutlich immer noch im militärischen Sperrgebiet am diskutieren ;D

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